AUC HISTORIA UNIVERSITATIS CAROLINAE PRAGENSIS
AUC HISTORIA UNIVERSITATIS CAROLINAE PRAGENSIS

Časopis AUC Historia Universitatis Carolinae Pragensis s podtitulem „Příspěvky k dějinám Univerzity Karlovy“ je periodikum věnované nejen historii pražské univerzity, ale i dějinám vzdělanosti a studentského hnutí v českých zemích. Časopis vycházející od roku 1960 v rámci univerzitní řady Acta Universitatis Carolinae přináší také materiálové studie uveřejňující původní historické prameny (všechny stati jsou opatřeny cizojazyčnými, zpravidla německými a anglickými souhrny). Časopis otiskuje pravidelně recenze a anotace prací k dějinám vzdělanosti a kroniku badatelské činnosti.

Dlouhodobou archivaci digitálního obsahu časopisu zajišťuje Portico.

AUC HISTORIA UNIVERSITATIS CAROLINAE PRAGENSIS, Vol 56 No 1 (2016), 149–166

Programy psané do šuplíku? Promýšlení reformy československých vysokých škol za druhé světové války

[Programmes Written to be Shelved? Thinking About a Reform of Czechoslovak Universities During the Second World War]

Jakub Jareš

DOI: https://doi.org/10.14712/23365730.2016.17
zveřejněno: 30. 05. 2016

Abstract

Programmes Written to be Shelved? Thinking About a Reform of Czechoslovak Universities During the Second World War During the Second World War, a number of programme documents which included or were exclusively focused on proposals regarding a reform of the Czechoslovak system of higher education were written both in the Protectorate of Bohemia and Moravia and in exile. This contribution treats the most relevant of them: describing each in turn and then comparing them. In particular, the author analyses the programmes produced by the London government, programme points of the Social Democratic Party in exile, programme of the home resistance group Za svobodu (For Freedom), outlines of reform proposals elaborated by students both in the Protectorate and in exile, and last but not least proposals authored by Professors Miloslav Valouch and Zdeněk Nejedlý. The aim of this contribution is to demonstrate that even during the WWII, ideas and notions which were discussed later, in 1945–1948, were gradually taking shape, and some elements of these proposals even found their way into a later Communist reform of higher education. Programme für die Schublade? Nachdenken über Reformen der tschechoslowakischen Hochschulen während des zweiten Weltkriegs Die Zeit des zweiten Weltkriegs wird in der Universitätsgeschichte zumeist aus der Perspektive der politischen Geschichte geschildert, also als Zeit der erzwungenen Schließung der Hochschulen und der politischen wie rassischen Verfolgung der Studenten und Lehrer. Doch gab es auch in dieser Zeit den wissenschaftlichen Betrieb, und gleichzeitig dachte man, möglicherweise auch dank der Zäsur im Schulbetrieb, intensiv über die Zukunft des Hochschulwesens nach Kriegsende nach. Dank diesem Umstand wurden im Protektorat wie im Exil zahlreiche programmatische Dokumente abgefasst, die entweder ausschließlich oder teilweise Reformen des Hochschulwesens vorsahen. Der Beitrag befasst sich mit den bedeutendsten Reformvorschlägen, indem diese zunächst detailliert beschrieben und schließlich miteinander verglichen werden. Die Londoner Exilregierung bereitete mittels des Studienreferats beim Innenministerium einen Sammelband von Vorschlägen und Empfehlungen zu einer Bildungsreform vor. Dabei handelte es sich jedoch tatsächlich nur um einen Sammelband von Unterlagen amtlichen Charakters, zu einer gründlicher erarbeiteten Vorstellung war die Regierung nicht gekommen. Eine solche hingegen bot ein komplexes politisches Programm mit dem Titel Für Freiheit. In eine neue Tschechoslowakei, das die Vertreter des einheimischen Widerstands im Protektorat erarbeitet hatten. Im Bereich des Hochschulwesens knüpfte es an die sozialdemokratische Vorkriegsprogrammatik an, bei der man es freilich nicht bewenden ließ, sondern auch so heiße Themen berührte wie beispielsweise die Autonomie der Hochschulen. Es handelt sich um das überhaupt am besten erarbeitete Programm, das während des Krieges entstand, doch hatte es angesichts der Verhaftung und Hinrichtung seiner Verfasser nur begrenzte Wirkung. Eine eigene programmatische These erarbeitete auch die Sozialdemokratie im Londoner Exil, doch widmete sie sich den Hochschulen lediglich am Rande. Reformen des Schulwesens wurden teilweise auch von studentischen Funktionären im Londoner Exil berührt, deren Gedanken im Vergleich mit den übrigen Programmen am konservativsten sind. Radikal sind demgegenüber Thesen der jugendlichen Widerstandsgruppe „Předvoj“ (Vorhut), der aber tiefere Kenntnisse der Problematik fehlten, so dass es sich hierbei eher um einen Katalog der Sehnsüchte zukünftiger Hochschüler handelte. Der Beitrag behandelt abschließend zwei individuell vorbereitete Texte der Professoren Miloslav Valouch und Zdeněk Nejedlý, die beide nach 1948 zu den hauptsächlichen Weichenstellern der kommunistischen Reform des Hochschulwesens zählten. Von allen Dokumenten (mit Ausnahme jenes der Studenten in London) kann gesagt werden, dass sie mit einem gründlichen Umbau des Hochschulsystems rechneten und ihn aus ganz ähnlichen Perspektiven betrachteten. In ihrem Zentrum stand sowohl der Plan der Entgermanisierung und Entnazifizierung der Schulen (Schließung deutscher Schulen, Säuberungen) als auch Überlegungen darüber, wie man einer möglichst großen Zahl von jungen Menschen ein Studium ermöglichen kann, insbesondere all jenen, denen die Hochschulen aus sozialen Gründen bislang verwehrt geblieben waren, sowie die Frage, wie man die Unabhängigkeit der Hochschulen aufwiegen und zugleich ihre gesellschaftliche Verantwortung und Nützlichkeit stärken kann. Die Diskussion über diese Themen wurde auch in den Jahren 1945–1948 fortgesetzt, wobei die während des Krieges entstandenen Texte den Ausgangspunkt bildeten.

klíčová slova: Institutes of higher education; reform; Second World War; Protectorate Bohemia and Moravia; Nazism; exile government; Central Headquarters of Domestic Resistance; Předvoj; social democracy; Central Union of Czechoslovak Students

157 x 230 mm
vychází: 2 x ročně
cena tištěného čísla: 150 Kč
ISSN: 0323-0562
E-ISSN: 2336-5730

Ke stažení